Radreise durch das Memelland, Ostpreussen und Masuren

[Juli 2014, 1.002 km, 22 Tage] In Litauen von Klaipėda (Memel) und Šilutė (Heydekrug) nach Lumpėnai(Lompoenen) zur Memelschleife am Berg Rambynas. Weiter über Smalininkai(Schmalleningken), Šakiai (Schaken) und Marijampolė (Mariampol) nach Polen. Dort von Suwałki (Schaulen) nach Wigry in den gleichnamigen Nationalpark. Weiter von Olecko (Maggrabowa) hinein nach Masuren. Über Giźycko (Lötzen) und Kętrzyn (Rastenburg) nach Elbląg (Elbing). Zum Abschluss dann noch ein Besuch im der KZ-Gedenkstätte Stutthoff und danach weiter Gdansk (Danzig).

Eine Radreise durch das alte Ostpreussen und auf den Spuren von Herrmann Sudermann.

 

Prolog

Eine ausgedehnte Radreise durch eine der geschichtsträchtigsten Regionen Europas. Einen besonderen Augenmerk richteten wir auf das alte Memelland, das durch die litauische Besetzung einen Sonderstatus im alten Ostpreußen hatte. Es war zudem durch das einzigartige Zusammenleben von Deutschen und Litauern gekennzeichnet, das sich noch heute in den Geschichten Herrmann Sudermanns widerspiegelt.

Der zweite Abschnitt der Reise führte durch den westlichen Teil des früheren Ostpreussen, der heute in Masuren liegt und sich – bis auf wenige Ausnahmen – hervorragend mit dem Rad bereisen lässt.

Eine interessante und lehrreiche Radreise, bei der sogar das Wetter fast immer mitspielte. Regentage gab es praktisch keine, dafür Sonne und hohe Temperaturen satt. Was will man mehr, wenn man mit dem Rad unterwegs ist?

 

Auf ins Memelland! Mit der Fähre von Kiel nach Klaipėda.

Etappe 1, Hotel Kiel – Ostuferhafen: 11,83 km
Etappe 2, Fähranleger Klaipėda – Hotel & Fahrt durch Klaipėda: 30,14 km

Kaum eine Himmelsrichtung ist so sehr mit Vorurteilen behaftet, wie der Osten. Im Osten wohnt alles böse, und je weiter man nach Osten kommt, desto gefährlicher wird es. Ressentiments, die nicht nur zahlreiche Westdeutsche Millionen von Ostdeutschen um die Ohren schlagen. Auch unser schönes Nachbarland Polen ist davon betroffen: Schließlich wohnen da nur Autodiebe und sonstige Verbrecher. Wir sind auf unserer Umrundung des Stettiner Haffs (der Vor-Urlaub) einer Radlerin begegnet, die sich auf ihrer Tour entlang des Oder-Neiße-Radwegs tatsächlich nicht getraut hatte, mal einen Abstecher nach Polen zu machen. Aus purer Angst. Und wir wollen sogar noch weiter nach Osten, nämlich nach Litauen.

Ausfahrt aus Kiel

Doch jetzt wollen wir erst einmal in des Osten der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Mit dem Zug sind wir am Vorabend angekommen und haben in einem kleinen Hostel genächtigt. Nun stehen wir vor den gepackten Reiserädern und wollen zum Ostuferhafen.

Auch westdeutsche Städte leiden unter einem West-Ost-Gefälle. Ob eingebildet oder tatsächlich, sei einmal dahingestellt. Im Falle Kiels mag da durchaus etwas dran sein, denn der Ostteil der Stadt, also jene Gebiete östlich der Förde, sind nicht gerade die Vorzeige-Stadtteile. Gut, Kiel ist generell keine besonders schöne Stadt. Aber östlich der Förde sieht alles noch einen Ticken trister, grauer und öder aus.

Und erst der Ostuferhafen. Hier legen nur die drögen Fracht- und LKW-Fähren ab. Die glamourösen Kreuzfahrtschiffe und -fähren dürfen die Kieler Luft in unmittelbarer Altstadtnähe verpesten. Über dreizehn Kilometer müssen wir radeln, bis wir endlich am Ostuferhafen sind. Endlich auf der Fähre warten wir mit einem finnischen Bier auf die Abfahrt. Bei schönstem Sonnenschein verlassen wir ein wenig später die Kieler Förde.

Einfahrt ins Memeler Tief

Ebenfalls bei bestem Wetter laufen wir einen Tag später ins Memeler Tief am nördlichen Ende der Kurischen Nehrung ein. Hier befindet sich mit den gigantischen Hafenanlagen von Klaipėda Litauens einziger Seehafen. Und dieser erstreckt sich praktisch vom nördlichen Ende der Stadt bis zu ihrem südlichen Endpunkt – also weit über zehn Kilometer.

Und wie das Seefahrerschicksal es will, ist unsere Anlegestelle genau die allersüdlichste, die Klaipėda zu bieten hat. Sie befindet sich schon soweit außerhalb der Stadt, dass es weiter kaum mehr geht.

Klaipėda, Hafenanlagen

Klaipėda, Hafenanlagen

Man beachte den gut ausgebauten Radweg

Am frühen Nachmittag spuckt uns die Fähre an der abgelegensten Anlegestelle aus, die die riesigen Hafenanlagen Klaipėdas zu bieten haben. Von hier aus müssen wir erst einmal wieder umständlich in die Stadt hinein radeln. Zum Glück gibt es sofort Radwege. In dieser Hinsicht ist Litauen ein recht vorbildliches Land.

Unser kleines Hotel befindet im südlichen Teil der Stadt inmitten eines Plattenbauviertels, ist aber recht gut zu finden. Klaipėda selbst ist mit knapp 163.000 Einwohnern Litauens drittgrößte Stadt und gleichzeitig das Tor zur Ostsee. Interessant ist die Stadtfläche: Während sich Klaipėda in Nord-Süd-Richtung über knapp 15 Kilometer ausdehnt, sind es in Ost-West-Richtung nicht einmal fünf.

Klaipėda

Touristisch interessant ist dabei nur das recht kleine Areal der wiederaufgebauten Altstadt, das im nordöstlichen Viertel der Stadt liegt. Hier befindet sich der berühmte Simon-Dach-Brunnen, der Theaterplatz und die rechtwinklig angelegten Altstadtgässchen. Alles andere sind mehr oder weniger uninteressante Industrie-, Hafen- und Wohngebiete.

Klaipėda

Letztere sind jedoch erstaunlich gut mit Fahrradwegen erschlossen. Und auch bemüht man sich um eine Auflockerung der Plattenbauviertel durch ausgedehnte Grünanlagen. Klaipėda ist also nicht überall schön anzusehen, dafür wohl relativ gut zu bewohnen. Auch an Einkaufszentren mangelt es nicht, dafür sind Restaurants außerhalb der Altstadt eher selten. Findet man dann aber doch eins, hat die längere Suche auf jeden Fall die Reisekasse geschont.

Klaipėda

Klaipėda, Kirche Joseph der Arbeiter

 

 

Etappe 3: Klaipėda (Memel) – Šilutė (Heydekrug) (70,04 km)

Aus Klaipėda herauszufinden, ist nicht allzu schwer. Und auch nicht, vorbei am riesigen Zentralfriedhof nacht Ketvergiai (Kettvergen) zu radeln. Kurz vor der Brücke über das Flüsschen Minja (Minge) zeigt ein hochwichtiger Radwegweiser an, dass wir nach rechts abbiegen müssen. Und da es sich dabei nicht um irgendeinen lokalen Trampelpfad, sondern um einen Ausläufer des internationalen Radfernwegs R10 handelt, folgen wir ohne Bedenken.

Das war denn auch der letzte Radwegweiser…

Leider müssen wir schnell feststellen, dass keine weiteren Wegweiser mehr folgen wollen. Und das ist um so ärgerlicher in einem Gelände, das nicht viel mehr als kleine Feldwege zu bieten hat. Zum Glück ist die autobahnähnliche 141 in Sichtweite, so dass wir uns an ihr orientieren können. In Dituva (Dittauen) ist dann Schluss mit Lustig und wir bleiben lieber wieder auf der Hauptstraße.

In Priekulė (Prökuls)

Das ehemalige Dittauen ist kein Hort besonderer Schönheit. Das trifft dann schon eher auf Priekulė (Prökuls) zu. Hier lassen wir uns ein kühles Bier schmecken, denn die Sonne brennt vom Himmel und macht durstig – ideales Fahrradwetter also. Und ja, Bier ist selbstverständlich das ideale Getränk für Radfahrer an heißen Tagen. Jedenfalls dann, wenn zwischen den Bieren ab und zu auch mal Wasser zu sich nimmt.

In Priekulė (Prökuls)

Gut gestärkt geht es weiter nach Dreverna (Drawöhnen) am Ostufer der Kurischen Nehrung. Vorher überqueren wir noch den schnurgeraden König Wilhelm-Kanal, der früher die Memel über die Minja mit Klaipėda verband. Dadurch sollten gefährliche Überfahrten über die Nehrung überflüssig gemacht werden. Heute dient er nur noch den Mücken als Kinderstube.

König-Wilhelm-Kanal bei Dreverna

Zwischen Svencelė (Schwenzeln) und Kintai (Kinten) rauscht die Wegequalität schnell in den Keller. Vor allem der geschotterte Waldweg vor Kintai gleicht einem Rüttelbrett, was den gelegentlich entlang donnernden LKW zu verdanken ist.

Das idyllische Kintai stimmt uns schnell wieder versöhnlich. Nun muss nur noch die langweilige Landstraße gemeistert werden, die vorbei an den ausgedehnten Moorgebieten des Augustumaler Bruches endlich nach Šilutė führt. Es ist so heiß, dass der Asphalt weich wird. In Šilutė ist dann endlich wieder ein Bier fällig. Geschlafen wird, wie auch im letzten Jahr, im traditionsreichen Hotel Deims.

Frank Spatzier am Herrmann Sudermann Denkmal in Šilutė (Heydekrug)

Šilutė, oder das frühere Heydekrug, zählt zu den schönsten Städten Litauens. Und das nicht etwa deshalb, weil es hier besonders viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gäbe. Šilutė besticht vor allem durch seine Ursprünglichkeit: An vielen Orten könnte man meinen, die Zeit sei am Ende des neunzehnten Jahrhunderts stehen geblieben. Da gibt es noch die alte Feuerwache und das alte Bahnhofsgebäude mit der zweisprachigen Aufschrift Klaipėda – Memel – Šilutė – Heydekrug. Am alten Marktplatz stehen noch ganze Häuserzeilen aus ostpreussischer Zeit. Man würde sich nicht wundern, käme plötzlich Herrmann Sudermann um die Ecke gelaufen.

Kleinstadt-Idylle am Flüsschen Šyša (Šilutė)

 

Etappe: Šilutė – Žalgiriai (Bismarck) – Lumpėnai (Lompönen) (71,38 km)

Die Moorkolonie Bismarck

Ja, ja, der gute alte Herrmann Sudermann. Wie kaum ein anderer Schriftsteller hat er das frühere Leben der Menschen im Memelland in die heutige Zeit hinübergerettet. Dies tat er besonders eindringlich mit seinem Novellenband Litauische Geschichten. Eine besondere Rolle spielt dabei die Novelle „Jons und Erdme“, in der die harten Lebensbedingungen der Menschen in der Moorkolonie Bismarck im Rupkalwer Moor geschildert werden.

Diese Kolonie entwickelte sich südlich der Landstraße von Heydekrug nach Ruß (Rusnė) und östlich des Athmath-Stromes (Memel-Hauptarm). Nach der Fertigstellung der Straße (1873) begann man mit der Kolonisierung des Moores, legte Entwässerungsgräben und befahrbare Wege an.

Žalgiriai – Bismarck

Für die Verpachtung der Parzellen (1 – 1,2 ha) war es wichtig, dass der Pächter körperlich gesund, unbescholten und noch nicht allzu alt war (max. 40 Jahre). Schließlich hatten die Pächter die Parzellen aus eigener Kraft zu bebauen und zu bewirtschaften. Erschwert wurde das Leben im feuchten Moor durch die jährlichen Hochwasser mit zum Teil verheerenden Überschwemmungen.

Bis zum Zweiten Weltkrieg löste sich die Kolonie langsam auf. Heute ist nicht mehr viel davon übrig, nur noch vereinzelte Spuren lassen sich in den dichten Wäldern finden. Ein Schild erinnert daran, dass sich hier ein Stadtteil namens Žalgirai (Bismarck) befindet, der aus nicht mal einer Handvoll einzelner Gehöfte besteht.

Eines der wenigen Gehöfte der ehemaligen Kolonie Bismarck

Ein paar hundert Meter weiter schlängelt sich ein botanischer Lehrpfad durch den Wald, von dem seit einer Überschwemmung allerdings nicht mehr viel übrig ist. Dort kann man sich bis zur Sudermann-Eiche durchschalgen, sofern man vorher nicht von den Mückenschwärmen ausgesaugt worden ist.

Ansonsten überwuchert ein zunehmend undurchdringlicher Sumpfwald dieses historisch so faszinierende Gelände.

Tatamischken gibt′s nicht mehr

Auf einem Wegweiser prangt groß das Wort Tatamiškiai, also Tatamischken. Doch nach den angekündigten zwei Kilometern stehen wir nur an der Schotterstraße, die von Rusnė nach Plasėkiai (Plaschken) führt. Tatamischken war schon winzig, als es noch so hieß. Heute ist davon gar nichts mehr übrig. Nur noch Schotter.

Wegweiser nach Tatamischken

Wir machen uns auf den Weg nach Süden. Das Radeln ist im tiefen Schotter nicht immer einfach, manchmal erreichen wir nicht einmal zehn Stundenkilometer. Auch die Landschaft ist nicht allzu abwechslungsreich – vor allem nicht in diesem tristen Wetter.

Irgendwann prescht ein Geländewagen heran und ein Uniformierter verlangt unsere Ausweise. Wir befinden uns im unmittelbaren Grenzgebiet, denn in der Mitte der Memel verläuft die Grenze zu Russland. Da will man schon wissen, wer sich hier herumtreibt.

In Plaškiai (Plaschken) verlassen wir den Schotterweg, der auf knapp 30 Kilometern Länge für Rüttelkur gesorgt hat. Leider vergesse ich, die markante Kirchruine zu fotografieren. Nun geht es auf die große Landstraße 121, auf der es verkehrstechnisch nicht mehr ganz so idyllisch zugeht, wie auf dem Schotterweg. Zum Ausgleich können wir Kilometer machen.

30 Kilometer Schotterweg

In Pagėgiai (Pogegen) ist es mal wieder Zeit für ein Bier. Die Kleinstadt entspricht in ihrer Anlage noch dem historischen Vorbild, was sich vor allem in den breiten Straßen und dem zentralen Park widerspiegelt. Auch die alte Bausubstanz ist weitgehend erhalten geblieben oder wurde originalgetreu rekonstruiert.

Pagėgiai (Pogegen)

Weiter geht es nach Lumpenai (Lompönen), wo wir in der alten Schule (gegründet 1736) eine Unterkunft gefunden haben. Die alten Räumlichkeiten wurden zu einem Hotel- und Gastronomiebetrieb umgebaut. Besonders interessant ist, dass man das historische Mobiliar beibehalten hat. Ein sehr netter, empfehlenswerter aber auch leicht gruseliger Ort zum Übernachten.

In Bitenai (Bittehnen)

Verlassener Friedhof bei Bardinai (Bardehnen)

 

Tagesausflug zum heiligen Berg Rombinus und nach Bitenai (Bittehnen)

[32,09 km]

Der Rambynas (Rombinus)

Heilige Berge gibt es so einige auf dieser Welt. Der berühmteste unter ihnen ist sicher der Mt. Kailash in China, Ziel so manch abenteuerlicher Pilgerreise. Viel kleiner als der Sechstausender aus dem Transhimalaya ist der Rambynas (Rombinus) an der Memel, der es gegenwärtig auf recht bescheidene 46 Meter bringt.

Doch Masse muss nicht unbedingt Klasse bedeuten, und das schon gar nicht in spirituellen Dingen. Der Rombinus diente bereits den Prußen als Opferberg, also jenem heidnischen Volksstamm, aus dem nach vielen Wirren die Preußen hervorgegangen sind. Aus dem Jahr 1390 wird überliefert, dass der Berg Ordensrittern als Übernachtungsstation diente.

Hochzeitsfotos auf dem Rombinus – mit unseren Rädern

Überliefert ist ebenfalls die Geschichte, dass ein Müller den Opferstein des Rombinus als Mühlstein missbrauchen wollte, was den Groll irgendeines Gottes und damit die Zerstörung des Berges zur Folge hatte. Bestätigt ist, dass der Berg tatsächlich einige Male Masse lassen musste. Einmal infolge eines Sturmes, als ein 400 m langes Erdstück in die Memel gespült wurde (1865). Und ein anderes Mal, als ein 116 m langer Erdstreifen in die Memel polterte. Um die Götter des Berges nicht noch weiter in Wut geraten zu lassen, hat man wieder einen schönen Opferstein auf seinem Gipfel platziert. Darüber hinaus wurde 1992 der 4.520 ha umfassende Regionalpark Rambinus zum Schutz der Natur gegründet.

Neuer Opferstein auf dem Rombinus

Von etwaigen kultischen Bedeutungen abgesehen, dient der Berg heute vor allem als Ausflugsziel. Besonders beliebt ist er als Kulisse von Hochzeitsfotos sowie als Aussichtspunkt. Von oben schweift der Blick über die Memelschleife bis Neman (Ragnit) im Kaliningrader Gebiet oder zur russischen Grenzstadt Sovetsk (Советск, Tilsit).

Unten an der Memel (rechtes Ufer: Russland)

Es lässt sich prima mit dem Rad von der alten Schule über Bardinai (Bardehnen) zum Rombinus und weiter nach Bitenai (Bitehnen) fahren. An vielen Stellen gibt es zusätzliche Aussichtspunkte mit Sitzbänken oder sogar Tischen. Auf seine Kosten kommt, wer sich für Friedhöfe interessiert. Die Gegend um die Rombinus ist reich an verlassenen protestantischen Friedhöfen, wie etwa bei Bardinai oder bei Uzbicai. Im Unterschied zu diesen beiden ist der Friedhof von Bitenai bestens gepflegt. Dort liegt auch das Grab des Volksdichters Wilhelm Storost (Vydunas).

Blick vom Rambynus in Richtung Sovetsk (Tilsit, RUS)

Verlässt man Bitenai auf der Straße entlang der Memel nach Süden, kommt man zu toten Memelarmen. Auch wenn auf den Wegweisern vorher auf so etwas wie Bade- und Zeltmöglichkeiten hingewiesen worden ist, wirkt diese Gegend reichlich langweilig auf uns. Wenn man wirklich seine Ruhe haben möchte, kann hier sicher in aller Abgeschiedenheit sein Zelt errichten.

Eine schöne Einkaufsmöglichkeit gibt es übrigens in Bardinai. Der kleine Laden führt das Nötigste zu Essen, Limo, Wasser, Bier und eine sehr reichliche Auswahl an Vodka.

Blick vom Rambynus in Richtung Neman (Ragnit, RUS)

Blick auf den Rombinus von unten

 

 

Tagesausflug nach Panemunė und ein sehnsüchtiger Blick hinüber nach Советск (Sovetsk, Tilsit)

[46,73 km – incl. Einkaufen in Pagėgiai]

Dass wir einen Fehler gemacht haben, wird uns erst auf dem Weg nach Sovetsk (Tilsit) bewusst. Denn die alte Stadt liegt jenseits der Memel und damit auf Kaliningrader Gebiet. Und damit unerreichbar für uns, die wir kein Visum besitzen. Hätten wir eines, so könnten wir nicht nur das alte Tilsit besuchen, sondern unseren Weg nach Masuren durch die Oblast fortsetzen. Ohne Visum bleibt uns nur der sehnsüchtige Blick über die Memel. Und die Notwendigkeit, einen lästigen Umweg durch Süd-Litauen zu radeln.

Im Grenzgebiet

Egal. Jetzt bleibt uns nur, das Beste daraus zu machen und Sovetsk von Panemunė aus zu bestaunen. Von unserer alten Schule aus geht ein Schotterweg fast bis nach Panemunė. Westlich von Pagėgiai stößt der ruhige und praktisch verkehrslose Schotterweg auf die autobahnähnliche E77 nach Sovetsk. Der Verkehr darauf hält sich heute zum Glück in Grenzen.

Nach einigen Kilometern rollen wir in Panemunė oder Übermemel ein. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte das Städtchen zu Tilsit und bestand aus wenigen Gehöften, einigen Gastwirtschaften und einem kleinen Bahnhof. Heute ist das 600-Eiwohner-Dorf Litauens kleinste eigenständige Stadt mit Stadtposten und Sitz eines bedeutsamen Grenzübergangs zum Kaliningrader Gebiet.

Schotterweg nach Panemunė

Wahrzeichen und bedeutendstes Bauwerk ist die Lousienbrücke (Königin-Louisen-Brücke) über die Memel. Früher bestand sie aus drei großen Brückenbögen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind. Stehen geblieben ist das im Barockstil erbaute südliche Brückenportal mit seinen zwei Türmchen.

Davon abgesehen ist Panemunė eine typische Grenzstadt: öde, schmuddelig und verkehrsreich. Ein Ort, der nicht zum Verweilen, sondern für die Durchreise konzipiert ist. Aber es gibt eine überdachte Sitzbank, von der aus man einen wunderbaren Blick auf Sovetsk hat. Und so lassen wir unsere Blick bei einem gemütlichen Bier auf die russische Seite schweifen und träumen von einem Visum.

Ortseingang Panemunė

Sovetsk (Советск) ist mit knapp 42.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Kaliningrader Gebiet und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Hier wurde nicht nur der berühmte Käse erfunden (Tilsiter), sondern Eisen gegossen und Maschinen gebaut. Tilsit wurde im Zweiten Weltkrieg zur Hälfte zerstört, so dass die organisch gewachsene opstpreußische Stadt noch gut zu erkennen sein soll.

Panemunė

Königin-Louise-Brücke

Blick auf Советск

 

Etappe 9: Lumpėnai (Lompönen) – Šakai (Schaken) (75,23 km)

Eine Arbeitsetappe ist eine Etappe, die man radeln muss, aber nicht unbedingt will. Man muss sie radeln, weil man von einer Region in die nächste kommen möchte, dazwischen aber uninteressante oder lästige Gefilde liegen, die man dazu durchqueren muss. So geht es uns heute und die nächsten zwei Etappen. Wir verlassen das Memelland und wollen nach Ostpolen. Durchqueren müssen wir dazu den Süden Litauens, und der ist alles andere als sehr sehenswert.

Schmalleningken, der östlichste Ort des Memellandes

Doch noch ist das Memelland nicht vorbei. Bei mal wieder bestem Wetter packen wir unsere Räder und verlassen Lumpenai (Lompönen). Ein letzter Blick zurück zur alten Schule (Senasis Rambynas), und schon geht es weiter nach Osten. In Vilkyškiai (Willkischken) stehen noch einige alte Häuser, zum Teil in recht renovierungsbedürftigem Zustand. Topografisch geht es hier ein wenig hügelig zu, denn wir befinden uns inmitten des Willkischker Höhenzuges oder auch der kleinen litauischen Schweiz.

Alte Brücke in Vilkyškiai (Willkischken)

Östlich von Vilkyškiai beginnen weite Waldgebiete, die tief ins litauische Kernland hineinreichen. Auch wir bekommen das mit, denn bis zum nächsten Städtchen Viešvilė müssen wir fast zwanzig Kilometer durch Wälder radeln. Nichts gegen Wälder, aber irgendwann wird′s langweilig.

Viešvilė (Wischwill) ist ein nettes kleines Dörfchen am kleinen Wischwill-Fluss. Auch hier stehen noch einige malerische Häuser aus alter Zeit. Interessant ist auch eine Parkanlage rund um den Wischwill-Fluss mit Resten einer alten Brücke.

Über die Memel in Jurbarkas (Georgenburg)

Letzte Station auf memelländischem Gebiet ist Smalininkai oder Schmalleningken. Hier befand sich die östliche Grenze des Memellandes und damit des deutschen Reiches. Entlang der Hauptstraße reiht sich ein interessantes Gebäude an das nächste. Auch hier scheint es, als sei die Zeit stehen geblieben. Wir machen eine kurze Rast und genießen das Treiben im kleinen Ortskern. Anschließend verlassen wir Schmalleningken in Richtung Jurbarkas (Georgenburg).

Jurbarkas (Georgenburg)

Und tatsächlich, kaum haben wir das alte Memelland hinter uns gelassen, scheint die Landschaft um einiges langweiliger und eintöniger zu werden. Jurbarkas (Georgenburg) präsentiert sich als schmucklose Stadt ohne jegliche Reize. In einer Pizzeria essen wir zu Mittag, dann geht es auf der großen Brücke über die Memel.

Und dort beginnt dann die eigentliche Arbeitsetappe. Die Landschaft wird eintönig und ist zu beiden Seiten der Landstraße hauptsächlich von Getreidefeldern geprägt. Nichts tut sich mehr, bis zum Horizont ziehen sich die langweiligen Anbauflächen dahin. Hie und da taucht mal ein kleines Örtchen auf, das war es aber auch dann mit der optischen Abwechslung.

Irgendwo zwischen Jurbarkas und Šakai

Und auch das Radeln auf den Landstraßen wird lästig. Hier nimmt der Schwerlastverkehr deutlich zu, und viele der LKW-Fahrer überholen gerne mit wenig Abstand. Erschwerend kommt hinzu, dass es neben der eigentlichen Fahrbahn oft noch einen Schotterstreifen gibt. Für beladene Reiseräder eine Zumutung. Für LKW-Fahrer DER zwingende Elendsweg, den Radler gefälligst zu nehmen haben. Was folgt, ist eine wenig friedliche Atmosphäre des Radfahrens, die vom Austausch bestimmter internationaler Handzeichen geprägt ist.

Über Šakai (Schaken) ist nicht allzu viel zu berichten. Immerhin gibt es im Zentrum einen kleinen See, an dessen Ufer ein paar Bänke zum Verweilen einladen. Kurz davor ein großer Supermarkt, in dem wir uns mit dem Nötigsten versorgen. Mehr muss man von Šakai eigentlich auch nicht sehen.

In Smalininkai

Die Memel bei Jurbarkas

 

Etappe 9: Šakai (Schaken) – Mariampolė (60,01 km)

Und wieder eine Arbeitsetappe. Diesmal ist sie sogar noch reizloser. Wieder geht es auf teils stärker befahrenen Landstraßen durch südlitauische Agrarlandschaften ohne jeden Wiedererkennungswert. Felder und Knicke, soweit das Auge reicht. Da hilft nur, schon Mittags ein Bier gegen die Langeweile zu trinken.

Eine kleine Rast legen wir in Pilvyškiai, wo wir eigentlich hoffen, etwas Warmes zu essen finden zu können. Das einzige geöffnete Restaurant führt leider nur fleischhaltiges Einheitsessen, weshalb wir uns in einem kleinen Laden mit Brötchen und Tomaten versorgen. Gestärkt stellen wir uns dann wieder dem Einerlei der Landstraßen.

Kirche in Pilvyškiai

Nach dem Abzweiger auf die A7 nach Marijampole wird der Verkehr sehr lästig. Uns bleibt nur ein kleiner Seitenstreifen, der uns vor den vorbeidonnernden Blechkisten trennt. Irgendwie hatten wir geglaubt, dass hier im Süden von Litauen, zischen Ostpolen und der Oblast Kaliningrad, nicht viel los sei. Weit gefehlt – es gibt wohl kein Fleckchen auf dieser Erde, das noch nicht vom Autoverkehr verseucht ist.

Marijampolė (47.000 Einwohner) ist dann endlich mal wieder so etwas wie ein Highlight. Die Provinzhauptstadt wirkt in ihrem Zentrum durchaus attraktiv. Hier trifft ein reger Einzelhandel auf das aufgelockerte sozialistischen Bauensebmle auf dem zentralen Platz. Hier befinden wir uns übrigens schon in der historischen Region Sudauen, benannt nach dem altpreußischen Stamm der Sudauer.

Auf ins Verkehrsgetümmel der A7

Marijampolė

Marijampolė

Regenguss bei Kalvarija (wir blieben verschont)

 

 

Etappe 10: Mariampolė (Mariampol) – Suvałki (Suwalken, PL) (70,14 km)

Auf der Höllenstraße E67 nach Suwalken

Hinter der profanen Nummer E67 verbirgt sich die Nord-Süd-Verbindung durch das Baltikum, die deshalb auch auf den poetischen Namen Via Baltica hört. Die Fernstraße beginnt in Prag und endet in Tallinn und ist von wesentlicher Bedeutung für den Güterverkehr.

Was gut für den Güter- und Schwerlastverkehr ist, ist im Umkehrschluss die Hölle für den Radverkehr. Doch manchmal lässt sich es sich einfach nicht vermeiden, eine solche Straße in die Route einzubauen. Das hat meist damit zu tun, dass die Haupt-Fernverbindungen einfach auch die direktesten sind.

Die lebensgefährliche A7 zwischen Kalvaria und Grenze

Zwischen Mariampolė und Suvałki haben wir auf unseren Karten keine anderen Routen ausmachen können als die E67. Sicher gibt es Alternativen. Doch die zum Preis von heftigen Umwegen. Und warum soll eine Europastraße nicht auch gut für fernreisende Radler sein?

Endlich die Grenze zu Polen

Doch bis Kalvari haben wir noch eine Schonfrist und dürfen die Landstraße 180 benutzen. Doch dann ist Schluss mit lustig. Oder besser Schluss mit sicher, denn der litauische Teil der E67 ist lebensgefährlich für Radfahrer. Das liegt vor allem daran, dass es keinen Schutzstreifen am Fahrbahnrand gibt. Diesen gibt es dafür in der Fahrbahnmitte, damit entgegenkommende LKW nicht versehentlich miteinander kollidieren. In den Kurven ist der Fahrbahnbelag an den Rändern in die Höhe gezogen, wohl damit Wasser nicht unkontrolliert abläuft. Dann bleibt noch weniger Platz zum Ausweichen vor den LKW. Und wenn man diese Asphaltwölbung nicht rechtzeitig bemerkt, weil alle Aufmerksamkeit auf den Höllenverkehr gerichtet ist, sind Stürze vorprogrammiert.

LKW-Lindwurm auf der E67

Bis zur Polnischen Grenze nach etwa 20 Kilometern schwitzen wir Blut und Wasser. Die E67 in Südlitauen ist für Radfahrer definitiv nicht zu empfehlen. In Polen verbessert sich unsere Situation spürbar. Zwar sind wir immer noch auf der Via Baltica unterwegs, doch verwöhnt man uns hier mit einem breiten Randstreifen. Und wir staunen nicht schlecht, welche unfassbaren Mengen von Lastkraftwagen an uns vorbei fahren. Noch nie haben wir eine derart vom Schwerlastverkehr befahrene Straße gesehen. Dass angesichts der nicht endenden LKW-Schlange hier etwas gewaltig schief läuft, ist nicht zu übersehen. Auch führt die E67 mitten durch kleine Dörfer hindurch, was die Lebensqualität der Menschen dort drastisch beschränken dürfte.

Ortseingang Suvałki

rgendwann erreichen wir schließlich Suvałki und beziehen unser Zimmer in einer kleinen Pension. Danach stehen Erledigungen in der Stadt an. Suvałki ist mit knapp 70.000 Einwohnern ein bedeutendes Zentrum im dünn besiedelten Nordosten Polens. Wie viele polnische Städte empfängt uns das frühere Suwalken zunächst mit ausgedehnten Plattenbauvierteln. Auch der LKW-Lindwurm der E67 quält sich durch die Vororte der Stadt und trägt zu ihrem abgasgeschwängerten Klima bei.

Suvałki, Stadtzentrum mit Alexanderkirche

Das kleine Zentrum von Suvałki zeigt sich dagegen aufgelockert und sympathisch. Gegenüber der markanten Alexanderkirche erstreckt sich ein kleiner Stadtpark mit angrenzender Fußgängerzone. Für unser leibliches Wohl sorgen wir in einer hässlichen Einheits-Mall, die ihre Besucher in gleicher Art auch in Berlin, Warschau, New York oder wo auch immer langweilt. Da wir auf eine ausgedehnte Stadtbesichtigung wenig Lust haben und Suvałki dafür auch nicht allzu viel hergeben dürfte, machen wir es uns lieber in unserer Pension gemütlich.

Suvałki, gemütliche Fußgängerzone

 

 

Etappe 11: Suvałki – Wigry (26,33 km)

Polnischer Baustellen-Marathon

Wir haben recht spontan beschlossen, einen Abstecher nach Wigry zu machen. In unseren Reiseführern kursiert das Städtchen als eine Art Geheimtipp. Daher fahren wir sogar noch etwas weiter nach Osten, also entfernen uns noch von Masuren. Wir halten das für vertretbar, weil es sich dabei nicht einmal um dreißig Kilometer handelt. Dreißig Kilometer, die mit zwei Übernachtungen in einem Kloster und Erkundungen in einem Nationalpark mehr als gerechtfertigt sein dürften.

Suvałki

Doch zunächst müssen wir erfahren, dass dreißig Kilometer sehr, sehr lang werden können. Und zwar dann, wenn in Polen eine Landstraße erneuert wird. Anders als bei uns, nimmt man sich dort die komplette Verkehrsverbindung vor. Der Verkehr wird dann abschnittsweise einspurig geführt. Das Ergebnis ist also eine Baustellenampel nach der anderen – auf den paar Kilometern bis Wigry bestimmt zwanzig Stück.

Typiche Szene auf der 381 nach Wigry

Und jedes Mal das gleiche Spielchen: Die Rotphasen sind am Tempo der Autos ausgerichtet. Wir schaffen es nicht immer, die Baustellen rechtzeitig zu durchradeln. Dann kommt uns der Verkehr entgegen, und wir müssen uns irgendwo an der Seite verstecken.

Kloster Wigry

Genervt erreichen wir endlich Wigry. Das kleine Dorf gibt gleich drei anderen Objekten seinen Namen, nämlich dem angrenzenden See (Jezioro Wigry), dem Kloster sowie dem dahinter liegenden Nationalpark. Das Kamedulenkloster Wigry befindet sich auf einer Halbinsel im See. Nur noch die Pfarrkirche wird für kirchliche Zwecke genutzt, die restlichen Gebäude werden vom polnischen Kultusministerium als Herbergsbetrieb unterhalten.

Kamedulenkloster Wigry

Wir beziehen ein prächtiges Zimmer mit Blick auf den Klosterhof. Danach schauen wir uns das Innere der Pfarrkirche samt Krypta an. Ein Bediensteter schickt uns wieder nach draußen, weil wir keinen Eintritt gezahlt haben. Der sollte doch wohl im teuren Zimmerpreis enthalten sein. Und überhaupt, sollte eine Kirche nicht ohne Eintrittsgeld betreten werden können? Egal, die Fotos aus der Krypta sind schon im Kasten, und das Jüngste Gericht wird auch ihn ereilen.

Kamedulenkloster Wigry

Die nähere Umgebung um das Kloster ist eher unspektakulär. Vor dem Dorf bieten Händler jede Menge mehr oder weniger brauchbarer Waren an. Etwas ärgerlich ist, dass es nur in Magdalenowo (5 km Schotterweg) einen kleinen Tante-Emma-Laden gibt. Ansonsten bleibt nur Leitungswasser oder das Restaurant im Klosterkeller.

In der Krypta der Pfarrkirche

 

Im Wigry Nationalpark (Wigiersky Park Naradowy) [24,39 km]

Ähnlich wie das Kloster wird der angrenzende Wigry Nationalpark ab und an als Geheimtipp gehandelt. Wir durchradeln ihn auf mehreren Routen, die auf einem kostenlosen Infoheftchen samt Karte vorgeschlagen werden. Dabei handelt es sich um Wander- und Fahrradwege, wobei wir schnell feststellen, dass man hier oft nur mit dem MTB gut vorankommt.

Wegweiser

Der Nationalpark besteht hauptsächlich aus ausgedehnten Fichten- und Föhrenwäldern. Besonders geprägt wird er vom Flüsschen Czerny Hańcza, das wild durch seine Niederung mäandert. An einigen Stellen lässt sich das sumpfige Gelände auf Holzstegen besichtigen, was eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Park ist.

Czerny Hańcza

Davon abgesehen findet man sich in finsteren Wäldern wieder, die es in dieser Form auch bei uns zuhause gibt. Einige der Wege sind kaum mit dem Fahrrad zu passieren, aber dafür sind wir ja auch schließlich in einem weitestgehend naturbelassenen Nationalpark. Alles in allem dürfte es in Ost-Mitteleuropa aber sicher interessantere Naturgebiete geben.

Ein Fröschlein

 

 

Etappe 12: Wigry – Olecko (Treuburg), (62,38 km)

Es wird Zeit, dass wir nach Masuren kommen. Noch befinden wir uns tief in Podlachien, Polens nordwestlichster Woiwodschaft (Województwo Podlaskie). Podlachien hat die geringste Einwohnerdichte Polens und ist darüber hinaus seine strukturschwächste Region. Analog zur Bundesrepublik könnte man sagen, dass Podlachien das Vorpommern Polens ist. Wobei es hier eher Vor-Litauen oder Vor-Weissrussland heissen müsste. Trotzdem haben auch hier die meisten kleinen Ortschaften einen kleinen Lebensmittelladen, was man beileibe nicht von deutschen Landkäffern behaupten kann.

Wieder zurück in Suvałki

Auf der von Baustellen durchtränkten 653 machen wir uns auf den Weg zurück nach Suvałki. Nach Olecko folgen wir der selben Landstraße, nur mit dem Unterschied, dass östlich von Suvałki keine Baustellen mehr das Fortkommen stören.

St. Jakobs – Kirche in Bakałarzewo

In Bakałarzewo machen wir eine kleine Rast in einer Parkanlage im Schatten der St. Jakobs Kirche. Am Himmel beobachten wir eine seltsame Ansammlung von Vögeln, die sich vielleicht schon auf den Flug nach Süden vorbereiten. Hier überradeln wir schließlich auch die Woiwodschaftsgrenze nach Ermland-Masuren, wobei wir uns endlich im Landesteil Masuren befinden.

Wenige Kilometer vor Olecko wird nicht nur das Wetter trübe, sondern es nimmt auch der Verkehr spürbar zu. Zudem schlängelt sich die 653 durch einen tristen Wald, was erhöhte Aufmerksamkeit beim Radfahren erfordert.

Endlich in Masuren

Unsere Unterkunft liegt direkt am Jezioro Oleckio Wielkie, dem Großen Oleckosee. Und sie hätte durchaus idyllisch sein können, nervte nicht der dauernde Verkehrslärm der nahen Hauptverkehrsstraße. Auch optisch macht unsere erste richtige masurische Stadt Polens nicht wirklich viel her. Einzige Sehenswürdigkeit ist der sieben Hektar große Marktplatz, der früher mal größter des Deutschen Reiches war.

Der Marktplatz von Olecko

Passend zum tristen Eindruck Okeckos (das von uns daher den Namen „Oleckmich“ verpasst bekam) zeigt sich auch das Wetter von seiner nasskühlen Seite. Vor unserer Hütte am See verlieren schon einige Bäume erste Blätter. In Olecko ist es so traurig, dass der Herbst schon Anfang August einsetzt.

Abends am Jezioro Oleckio Wielkie

 

 

 

Etappe 13: Olecko (Treuburg) – Giźycko (Lötzen) (73,55 km)

Die Droga Wojewódzka 655 (Woiwodschaftsstraße) zwischen Olecko und Upałdy ist fast schon so etwas wie eine Traumstraße für Radreisende. Der Verkehr ist gering und die Landschaft oft überraschend sehenswert. Hier zeigt sich Masuren von seiner schönsten Seite, nämlich aus einem Mix aus Wäldern, Hügeln und Seen in allen Größenklassen.

Unterwegs

Besonders gefällt es uns in Wydminy (Widminnen) am gleichnamigen See (Jezioro Wydmińskie), der wegen seiner schlauchförmigen Gestalt ein wenig an einen norwegischen Fjord erinnert. Wir befinden uns mitten in der Masurischen Seenplatte, die ihre Existenz eiszeitlichen Moränen verdankt. In vielen Fällen füllten sich glaziale Rinnen (wie etwa der Widminner See) mit dem Schmelzwasser der Gletscher und bildeten Seen aus.

Wydminy (Widminnen)

 

In Upałdy ist dann Schluss mit dem Vergnügen. Es sind zwar nur noch wenige Kilometer bis Giźycko, die allerdings auf der überaus verkehrsreichen Fernstraße 63 absolviert werden müssen. Ausweichplatz gibt es so gut wie keinen, dazu kommt starker Verkehr von vorn und hinten.

Am Wegesrand ein kleines Moormit Totholz

Leicht genervt erreichen wir schließlich Giźycko (Lötzen, 30.000 Einwohner), das sich schnell als sehr trubelige Touristenstadt entpuppt. Durch die Straßen ziehen Massen von hauptsächlich jugendlichen Feriengästen. Und die haben, wie überall auf dieser Welt – aber besonders in Polen – nur Feiern im Kopf. Nicht, dass wir etwas dagegen hätten. Aber Giźycko ist alles andere als ein geruhsamer Ort für den Radurlaub.

Blick über den Jezioro Kisanjo

Und so schenken wir uns die wenigen Sehenswürdigkeiten, die es hier gibt. Wir gehen (oder besser: radeln) essen und machen es uns dann auf dem Balkon unseres Hotelzimmers gemütlich. Immerhin können wir von dort aus den Jezioro Kisanjo sehen.

 

 

Etappe 14: Giźycko (Lötzen) – Kętrzyn (Rastenburg) (53,75 km)

In der Wolfsschanze

Es ist eine eher unspektakuläre Route, die uns nach Kętrzyn führt. Die Woiwodschaftsstraße 592 schlängelt sich durch dunkle Wälder und ist ansonsten mäßig stark befahren. Unser Ziel ist die alte ostpreußische Stadt Rastenburg, die 1946 nach dem Historiker Wojciech Kętrzyński in Kętrzyn umbenannt wurde.

Unterwegs nach Kętrzyn

Um genau zu sein, ist unser Ziel aber nicht Kętrzyn, sondern das acht Kilometer östlich gelegene Gierłotz, in dessen Nähe sich unsere feudale Unterkunft Kompleks Księźycowy Dworek befindet. Die beinahe schon barocke Villa liegt schlossähnlich auf einem Hügel am Jezioro Siecze, wobei unser Zimmer sogar mit einem riesigen Balkon aufwarten kann. Im Unterschied dazu macht das Personal und die mutmaßliche Hotelchefin einen wenig freundlichen Eindruck. Wir führen das darauf zurück, dass sie es noch nicht verwunden hat, den alten ehrbaren Familienbesitz für den schnöden Gelderwerb einsetzen zu müssen.

Vermarktung und Wehrmachtsromantik

Was uns in diese abgelegene Gegend verschlagen hat, liegt auf der Hand. Es ist die größte Touristenattraktion dieser Gegend, die Reste von Hitlers Wolfsschanze. Viele Worte müssen an dieser Stelle nicht über das geheime und streng abgesicherte Führerhauptquartier gemacht werden. 1940 von der Organisation Todt aus Unmengen an Stahlbeton errichtet, diente die Wolfsschanze bis 1945 als militärisches Lagezentrum und Führerhauptquartier. Die Wehrmacht versuchte zuletzt, die Gebäude vor der heranrückenden Roten Armee dem Erdboden gleich zu machen. Was aber angesichts der massiven Bunkerbauweise kaum gelang.

Überwachung in Kętrzyn

Heute ist das weitläufige Ruinenfeld eher Touristenattraktion denn Gedenkstätte. Überhaupt scheinen die Polen einen sonderbaren bis pragmatischen Umgang mit der Geschichte zu pflegen. Schon auf der Zufahrtsstraße zur Wolfsschanze wird für Fahrten in originalen Militärfahrzeugen geworben. Innerhalb der Wolfsschanze werden nachgemachte Waffen und Wehrmachts-Militaria verkauft. Und sogar schießen kann man für kleines Geld.

In Kętrzyn

Für uns ist das stellenweise sehr unverständlich, schließlich hat der Nationalsozialismus immenses Unglück über Polen gebracht hat. Den Vogel schoss ein Angestellter des Wolfssschanzen-Museums ab, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „OKH Allenstein“ (OKH = Oberheereskommando) trug – in Frakturschrift.

Militärspaß auf der Wolfsschanz (man achte auf das T-Shirt des Fahrers)

Wolfsschanze: Hier darf scharf geschossen werden!

In der Wolfsschanze

 

Etappe 15: Kętrzyn (Rastenburg) – Lidzbark Warminski (Heilsberg)  (82,22 km)

Von Masuren ins Ermland

Das Wetter ist super und der Verkehr verstopft die Straßen von Kętrzyn. Es ist nicht einfach, die Woiwodschaftsstraße 594 nach Bisztynek zu finden. Zu allem Überdruss liegt Kętrzyn in einer Senke, was einen moderaten, aber durchaus spürbaren Anstieg bedeutet. Nach einer knappen Stunde erreichen wir den Wallfahrtsort Święta Lipka mit seiner baroken Basilika. Im Gegensatz zu den Busladungen von Pilgern und Touristen nehmen wir uns keine Zeit für eine Besichtigung.

Basilika von Święta Lipka (Heiligelinde)

Wenige Kilometer später verlassen wir Masuren und erreichen das Ermland (Warmia). Früher das Siedlungsgebiet eines prussischen Stammes, ist es heute der westliche Landesteil der Woiwodschaft Ermland-Masuren (Województwo warmińsko-mazurskie). Mit Reszel (Rößel) nehmen wir die erste ermländische Ortschaft unter unsere Laufräder. Die sehr gut erhaltene Altstadt liegt auf einem Steilhang oberhalb des Flüsschens Sajna. Man erreicht sie über ein steinernes Viadukt, das über das tiefe Flusstal führt.

Reszel (Rößel)

Das Wetter beginnt zu schwächeln. Während wir in Święta Lipka vor Hitze noch halb am verdursten waren, zieht sich nun der Himmel zu und es riecht nach Regen. Dann doch lieber einen Hitzschlag erleiden. In Bisztynek (Bischofstein) müssen wir für kurze Zeit auf die Fernstraße 52, doch der Verkehr hält sich in Grenzen.

Bisztynek (Bischofstein)

Unsere letzte Rast machen wir in Kiwity (Kiwitten). Der Einkaufsladen befindet sich in einem Gebäude aus sozialistischer Zeit und lädt uns so erst recht auf ein Bier ein. Und wir haben Glück: Hinter uns zieht sich der Himmel zu bedrohlichsten Weltuntergangswolken zusammen, doch wir bekommen keinen Tropfen ab.

Unterwegs

Die letzten Kilometer nach Lidzbark Warminski (Heilsberg) vergehen schnell. Unser Hotel liegt ausgerechnet am Ortsausgang in entgegengesetzter Richtung. Und weil auch Heilsberg in einer Senke liegt, müssen wir mächtig bergauf strampeln. Dafür ist der Chef des Hotel Goórecki sehr radfahrerfreundlich, hat viele Tipps auf Lager und spricht sogar deutsch. Nicht dass das nötig wäre, aber manchmal hilft′s.

Satopy (Santoppen), Pfarkirche St. Jodokus

Leider sehen wir ihn nicht mehr nach unserer Rückkehr vom Abendessen. In der Stadt sind uns Hinweisschilder aufgefallen, auf denen zu lesen war, dass die Woiwodschaftsstraße 513 nach Orneta wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist. Das würde für unsere nächste Etappe einen Umweg von mindestens 30 Kilometern bedeuten. Und so sorgen wir uns leise in den Schlaf.

..und schlechtes Wetter im Rücken

 

 

Etappe 16: Lidzbark Warminski (Heilsberg) – Elbląg (Elbing) (98,77 km)

Auf in die Elbinger Höhe!

Manchmal muss man einfach etwas wagen. In einer Mischung uns Trotz und Pragmatismus entscheiden wir uns, die Sperrung der 531 einfach zu ignorieren. Schließlich sind wir mit dem Rad unterwegs, und außerdem kann man die Ortschaften entlang der Straße ja nicht komplett von der Außenwelt abschneiden. Auf der Ausfallstraße aus Lidzbark Warminski sind die Arbeiten in vollem Gange. Doch wir kommen durch. Bevor wir die Stadt verlassen, frage ich einen Arbeiter, ob man denn nach Orneta käme. Er bejaht und wir radeln los.

Paradiesisch!

Und es stellt sich heraus, dass wir genau das Richtige getan haben. Die 513 ist so gut wie fertig, nur Randbefestigung und Fahrbahnmarkierung fehlen. Wohl um besser arbeiten zu können, hat man den Verkehr in Richtung Elbląg auf eine Ausweichstrecke verlagert. Mit dem Ergebnis, dass wir die Straße fast für uns alleine haben. Paradiesisch. So muss es sein.

Orneta (Wormditt)

Entspannt kommen wir in Orneta (Wormditt) an. Das kleine Städtchen hat eine bestens erhaltene Altstadt und wirkt schon auf den ersten Blick sympathisch und idyllisch. An einigen Ecken scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, wäre da nicht der Autoverkehr. Fünf Kilometer später biegen wir auf die Woiwodschaftsstraße 509 ab, weil der Rest der 513 dann wirklich gesperrt ist – auch für Radfahrer. Macht nicht, denn der Umweg ist so nur minimal. Entschädigt werden wir durch eine lauschige Landschaft, die von sanften Hügeln und kleinen Waldgebieten geprägt ist. Dazwischen liegen kleine Dörfchen, die zur ein oder anderen Rast einladen. Die Sonne scheint, der Verkehr ist minimal, was will man mehr als Reiseradler?

Und wieder einen Berg geschafft…

Ab Młynary hat das schöne Radlerleben dann ein jähes Ende. Es geht hinauf in die Elbinger Höhe (Wysoczyzna Elbląska, Trunzer Berge) und das mit einem kilometerlangen und zermürbenden Anstieg. Oben angekommen, geht es immer wieder hinab und hinauf, so dass wir am Ende dieser Etappe noch mächtig ins Schwitzen kommen. Der Tag neigt sich langsam dem Abend zu, während wir im Schweiße unserer Angesichter in die Pedale treten.

Elbląg

Wir wissen, dass Elbląg wieder unten liegt und es irgendwann wieder bergab gehen dürfte. Aber Elbląg will und will nicht näher kommen, genauso wenig wie die ersehnte Abfahrt. Doch dann geht alles plötzlich Schlag auf Schlag. Erst fahren wir am Stadtschild von Elbląg vorbei, und sofort geht es fünf Kilometer lang bergab. Weil wir auf den zunehmenden Verkehr achten müssen, können wir das leider nicht ausreichend würdigen und genießen. Im Straßengewimmel der Großstadt (123.000 Einwohner) versuchen wir, unser Hotel zu finden.

Nachdem uns das gelungen ist, machen wir uns auf zum Abendessen und einen abendlichen Spaziergang durch die angenehme Altstadt.

Elbląg

Elbląg

Elbląg

 

Etappe 17: Elbląg (Elbing) – Sztutowo (Stutthof) – Gdansk (Danzig) (92,61 km)

Bedrückender Abstecher zum ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Stutthof

Heute steht die letzte große Etappe dieser Radreise an. Wir radeln von Elblag nach Gdansk und wollen dabei noch einen Abstecher zum ehemaligen KZ Stutthof machen. Von Danzig aus soll es dann mit dem Zug nach Szczecin und weiter nach Lübeck gehen.Diese Etappe hat noch eine zusätzliche Besonderheit, denn wir verlassen das Gebiet des ehemaligen Ostpreußen und erreichen Pommern.

Brücke über den Nogat nach Pommern

Aus Elblag herauszufinden, ist einfacher, als von Nordosten in die Stadt hinein zu kommen. Für Radler gibt es entlang der Fernstraße 7 einen separaten Radweg, was die Sache zusätzlich erleichtert. Nach einigen Kilometern biegen wir nach rechts in Richtung Maręcino ab. Es geht durch ein flaches, von vielen Entwässerungsgräben und Flüsschen durchzogenes Agrarland.

Sztutowo (Stutthof), links ein Teil des Rathauses

n Kępki schließlich überqueren wir den Nogat und verlassen wir die Woiwodschaft Ermland-Masuren (Warminsko-Mazurskie) und erreichen Pommern (Pomorskie). Damit lassen wir ein wenig wehmütig das ehemalige Ostpreussen hinter uns. Ab Maręcino nimmt der Verkehr leicht zu, auch haben wir auf unserem westlichen Kurs lästigen Gegenwind.

Eingangstor KZ Stutthof

m wenig sehenswerten Nowy Dwór Gdanski reihen wir uns in die Autoschlange auf der Woiwodschaftsstraße 502 nach Norden ein. Hier herrscht ein höllischer Verkehr, der dem auf der Via Baltica durchaus das Wasser reichen kann. Nur handelt es sich weniger um LKW, sondern um PKW. Klar, die 502 ist die Verbindung zu den Ostseebädern und damit entsprechend frequentiert. In Rybina haben wir die Faxen dicke und machen einen Umweg über die Dörfer nach Sztutowo. Sztutowo (Stutthof) selbst ist ein kleines und wenig attraktives Seebad am frischen Haff. Traurige Bekanntheit erlangte es durch das Konzentrationslager (KZ) Stutthof, in dem zwischen 1939 und 1945 etwa 110.00 Menschen unter furchtbaren Bedingungen inhaftiert waren. 65.000 von ihnen wurden von den Nazis ermordet.

Schlafbaracke

Das Gelände des ehemaligen KZ Stutthof befindet sich etwa fünf Kilometer westlich von Sztutowo und kann als Museum und Gedenkstätte besichtigt werden. Wir nehmen uns einige Stunden Zeit und sind fassungslos angesichts der barbarischen und menschenverachtenden Gräueltaten, die den Gefangenen angetan worden sind. Hier zeigt sich wieder einmal, dass der Mensch alles andere als die „Krone der Schöpfung“M ist. Und auch, dass eine selbsternannte „Herrenrasse“ eher als widerwärtiger Ausschuss der Evolution bezeichnet werden kann.

„Behandlungszimmer“, auch für Menschenversuche

Fassungslos macht uns auch die Tatsache, dass viel zu wenige der Täter wirklich zur Verantwortung gezogen worden sind. Viel zu viele konnten entkommen, schlüpften durch das Raster einer nur halbherzig durchgeführten Entnazifizierung, erhielten nur milde Strafen und führten später ein bürgerliches Leben.

Krematoriumsofen

In gedämpfter Stimmung setzen wir unsere Fahrt fort und trinken im nahen Stegna ein Bier zur Beruhigung. Nun ist es nicht mehr allzu weit bis Danzig. Auf den letzten dreißig Kilometern bricht langsam der Abend herein. In Mikoszewo geht es mit der Fähre über die Weichsel. In Świbno auf der anderen Seite beginnt bereits das Danziger Stadtgebiet.

Von Osten her in die 460.000-Einwohner-Stadt zu radeln macht nicht unbedingt Spaß, denn auf dieser Seite gibt es praktisch keine Radwege. Und so müssen wir uns, gemeinsam mit unzähligen Autofahrern, über autobahnähnliche Einfallstraßen quälen. Irgendwann haben wir es geschafft und stehen vor der weltberühmten Altstadt.

Wohnhochhaus mit unserem Appartement

Nun müssen wir nur noch unsere Unterkunft finden, die diesmal ein privates Appartement ist. Sie liegt südlich der Altstadt im zehnten Stock eines Wohnhochhauses. Die Fahrräder können wir mit ins Appartement nehmen, allerdings passen sie kaum in den Fahrstuhl. Zum Ausgleich haben wir eine tolle Aussicht über die Stadt.

Blick über Danzig

 

 

Etappen 18 und 19: Gdansk – Szczecin (mit dem Zug) / Szczecin – Lübeck (Zug) (7,28 und 6,17 km)

Nach einem weiteren entspannten Tag in Danzig treten wir die Heimreise an. Mit dem Zug geht es nach Szczecin (Stettin), wo wir noch eine Übernachtung einlegen. Passend zum Ende dieser Radreise verschlechtert sich das Wetter. Auch in Szczecin lassen es gemütlich zugehen und machen uns einen schönen Abend.

Szczecin

Die letzte Etappe führt mit der Bummelbahn von Stettin nach Lübeck. Je mehr wir uns Lübeck nähern, desto schlechter wird das Wetter. In Lübeck schließlich erleben wir den kältesten und nassesten Tag dieser Radreise. Klitschnass und bei fast schon herbstlichen 14,7 Grad kommen wir schließlich an.

Das schlechteste Wetter gab′s bei der Ankunft in Lübeck

 

 

 

 

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